Whisky sammeln aus Leidenschaft – eines meiner Hobbys – lässt sich glücklicherweise auch als Investition für kommende Generationen der eigenen Familie argumentieren. Hier einige Informationen dazu:

Warum steigen die Preise für Single Malt Scotch Whisky?
Die Preise für Single Malt Scotch Whisky steigen kontinuierlich, auch wenn wir uns derzeit eher in einem Käufer- als Verkäufermarkt befinden. Die Hauptgründe für diese Preissteigerungen sind Knappheit, steigende Produktionskosten, strenge Umweltauflagen und die begrenzte Verfügbarkeit von Fässern.

Angebot & Nachfrage
Die Verfügbarkeit von hochwertigem Whisky ist begrenzt, während die weltweite Nachfrage steigt. Dies treibt die Preise in die Höhe.
• Produktionsausfälle durch COVID-19: Während der Pandemie wurde weniger Whisky produziert und eingelagert. Da Whisky lange reifen muss, wird diese Knappheit noch über Jahre spürbar bleiben.
• Hohe Nachfrage nach Single Malts: Besonders ältere Whiskys sind gefragt, da ihre Verfügbarkeit ohnehin limitiert ist.
• Whisky als Luxus- und Sammlerobjekt: Limitierte Editionen und das steigende Interesse globaler Märkte tragen zur Preissteigerung bei.

Marktdominanz
Whisky ist Big Business! Der Markt wird von großen Konzernen dominiert, denen zahlreiche Brennereien gehören. Diageo allein besitzt fast 50 schottische Brennereien – das sind etwa ein Drittel aller Brennereien in Schottland. Insgesamt gehören rund 80 % der schottischen Brennereien zu einem Konzern oder Konglomerat. Die Neugründung einer Brennerei ist ein großes Risiko, da Qualität und Erfolg erst nach vielen Jahren feststehen. Der Kapitalrückfluss beginnt frühestens nach 5–8 Jahren da der Spirit mindestens drei Jahre in Eichenfässern reifen muss, bevor er als Scotch Whisky verkauft werden darf – und dreijähriger Whisky ist selten hochwertig. Diese Zeit ist entscheidend für die subtraktive Reifung: Das Fass filtert unerwünschte Aromen aus dem Rohbrand. Bis zur Marktreife fallen dennoch erhebliche Kosten für Produktion, Personal und Lagerung an. Macallan hatte damit offenbar kein Problem, als die Brennerei 2017 für rund 250 Millionen Euro (was heute eher eine halbe Milliarde kosten dürfte) neu gebaut wurde.

Steigende Produktionskosten
Die Herstellung von Whisky wird durch verschiedene Faktoren immer teurer:
• Lieferkettenprobleme und Brexit: Der Brexit hat die Beschaffung von Flaschen, Verschlüssen und Etiketten verteuert. Auch die Transportkosten sind gestiegen. Zölle könnten in Zukunft ein weiteres Risiko für die Preisentwicklung darstellen.
• Energiepreise und Verdunstungsverluste: Die Destillation benötigt viel Energie, und der sogenannte Angel’s Share – der natürliche Verlust durch Verdunstung – erhöht die Kosten. Bei älteren Whiskys können bis zu 40 % des Volumens über die Jahre verloren gehen.

Pot & Spirit Stills
Brennblasen sind komplexe Kupfergefäße mit einer Wandstärke von bis zu 2 cm und mehreren 1.000 Litern Fassungsvermögen. Da sie Einzelanfertigungen sind, ist der Preis hoch – eine 1.000-Liter-Brennblase kostet rund 100.000 Pfund. Die wenigen Hersteller dieser Spezialanfertigungen genießen eine Art Monopolstellung. Der Kupferpreis tut seinen Anteil dazu…

Fassmanagement
Die Qualität und Verfügbarkeit von Fässern beeinflussen nicht nur den Geschmack, sondern auch die Produktionskosten erheblich. Ein gute Fassmanagement setzt viel Erfahrung voraus – die Fachkräfte sind rar und sehr teuer und wechseln immer wieder mal zwischen den Destillerien.

Lagerhaltung
Stellen Sie sich vor, Sie haben 1.000 Fässer mit je 600 Litern, die Sie 30 oder 40 Jahre lagern müssen – und das in einer Umgebung mit sauberer Luft, in der ein Küfer regelmäßig die Fässer inspizieren und der Master Distiller den Reifegrad kontrollieren kann…

Risiko
Es besteht immer das Risiko, dass einzelne Fässer nach 10, 18, 25 oder 30 Jahren beschädigt sind oder chemisch umkippen – mit der Folge, dass der Whisky Fehlnoten entwickelt und nicht mehr verkauft werden kann.

Umwelt & Nachhaltigkeit
Neben wirtschaftlichen Faktoren treiben auch neue Umweltstandards die Kosten in die Höhe:
• Netto-Null-Emissionen bis 2040: Die Whiskyindustrie investiert massiv in erneuerbare Energien und Technologien wie Wasserstoff-Elektrolyseure, um die CO₂-Bilanz zu verbessern.
• Nachhaltige Produktion: Wasserrückgewinnung, Abfallreduzierung und umweltfreundliche Verpackungen verursachen zusätzliche Kosten. Viele junge Brennereien setzen zudem auf Bio-Produktion mit lokalem Bio-Getreide, was ebenfalls die Kosten erhöht.
• Renaturierung von Torflandschaften: Da Torf ein wichtiger Geschmacksträger für Islay-Whiskys ist, sind Renaturierungsprojekte notwendig, um den Abbau auszugleichen.
• Innovative Projekte: Einige Brennereien setzen auf nachhaltige Maßnahmen wie Austernriffe zur Abwasserreinigung oder Biomassekessel zur Energiegewinnung.
Diese Initiativen sind wichtig für die Umwelt, führen jedoch zu steigenden Produktionskosten – und letztlich höheren Endpreisen für Whisky.

Die wachsende Fass-Knappheit
Fässer spielen eine zentrale Rolle in der Whiskyproduktion, doch es gibt zunehmende Engpässe:
• Verknappung hochwertiger Eichenfässer: Ex-Bourbon- und Ex-Sherry-Fässer sind stark nachgefragt, da Bourbon-Fässer in den USA nur einmal verwendet werden dürfen und Sherry, Madeira und Portwein weniger konsumiert werden, sodass weniger Fässer verfügbar sind.
• Steigende Kosten: Rund 15 % der Herstellungskosten eines Whiskys entfallen auf das Fass – und dieser Anteil steigt weiter.
• Veränderungen in der Fassnutzung: Manche Brennereien nutzen kleinere oder mehrfach belegte Fässer, um Kosten zu senken. Dies kann jedoch den Geschmack beeinflussen.
• Küferei als aussterbendes Handwerk: Die Zahl der Küfer sinkt stetig, was zu höheren Lohnkosten und knapperem Angebot an neuen oder restaurierten Fässern führt. Regelmäßige Prüfungen und Pflege sind notwendig, um ein Fass über Jahrzehnte zu erhalten.
Ein 600-Liter-Oloroso-Sherry-Eichenfass, in dem tatsächlich 20 Jahre lang Sherry gereift wurde, kostet von einer renommierten Bodega bis zu 20.000 Euro – ohne Sherry. Daraus könnten nach 20 Jahren etwa 700 Flaschen First-Fill-Sherry-Whisky in Fassstärke abgefüllt werden – allein die Fasskosten würden rund 30 Euro pro Flasche betragen. Deshalb kostet ein guter zwanzigjähriger Sherry Whisky auch schnell 200 €.

Inflation als zusätzlicher Preistreiber
Neben all diesen Faktoren spielt auch die allgemeine Inflation eine Rolle. Die steigenden Kosten für Rohstoffe, Transport, Lagerung und Produktion wirken sich direkt auf den Endpreis von Whisky aus.

Fazit
Die Preise für Single Malt Scotch Whisky steigen durch eine Kombination aus Knappheit, steigender Nachfrage, höheren Produktionskosten, Umweltauflagen und begrenzter Fassverfügbarkeit. Diese Faktoren werden auch in Zukunft eine zentrale Rolle spielen und die Preisentwicklung weiter beeinflussen.
Die steuerrechtliche Situation beim Verschenken kleinerer Sammlungen an Kinder oder Enkel ist aktuell sehr günstig. Eine gut zusammengestellte Whiskysammlung kann über 30 Jahre eine jährliche Wertsteigerung von mindestens 10 %, in Ausnahmefällen sogar 30 % oder mehr erzielen. Das entspricht einem Gesamtzuwachs von 1.745 % (bei 10 % p. a.) bis über 23.000 % (bei 20 % p. a.). Ein Beispiel: Eine Flasche Macallan 1926 wurde 1986 für etwa 5.000 Pfund verkauft und erzielte 2019 bei Sotheby’s 1,5 Millionen Pfund – eine jährliche Wertsteigerung von über 30 %.

Ich habe leider keine fast 100 Jahre alte Flasche Macallan…

Aber es ist immer eine Freude, eine für meine Sammlung doppelt gekaufte Flasche zu finden, zu öffnen und zu genießen – Slàinte Mhath!