
Glendronach ist eine Whiskybrennerei in Forgue bei Huntly in Aberdeenshire, das zu den schottischen East Highlands zählt. 1826 gründete James Allardice die Destillerie GlenDronach, nachdem er sich zuvor als Schwarzbrenner im englischen und schottischen Adel einen so guten Namen gemacht hatte, dass er schließlich eine Brennerei-Lizenz vom König bekam und mit Geschäftspartnern offiziell ins Business einstieg. Die Brennereigebäude sind sehr schön und wie, bei mehr oder weniger bei allen alten Brennereien, teilweise in den schottischen Denkmallisten erfasst.
Auch wie bei allen alten und bekannten Brennereien, ausser bei dreien von denen eine Glenfarclas ist, wechselten auch bei Glendronach mehrfach die Besitzer in der Geschichte. Von 1920 bis 1960 gehörte sie Charles Grant, einem der Söhne William Grants, dem Besitzer der Destillerie Glenfiddich. Danach übernahmen die Gruppe Teacher & Sons Glendronach. 1996 wurde die Destillerie durch deren Mutterkonzern Allied Domecq geschlossen, im April 2002 wieder eröffnet aber 2005 wieder an die Gruppe Pernod Ricard verkauft.
Genau diese Lücke zwischen 1996 und 2001 beinhaltet berechtigterweise einige Mythen: GlenDronach wurde von 1996 bis 2001 vorübergehend eingemottet, bis sie von Allied Distillers aufgekauft wurde. In Anbetracht der Zeitspanne zwischen der Schließung der Brennerei und dem letzten Tropfen Destillat, der irgendwann im Jahr 1996 aus den Brennblasen kam, sind viele der Flaschen der Core Range tatsächlich älter als das Etikett aussagt – das ist erlaubt, umkehrt wäre es das nicht.
Das heißt, obwohl einige Flaschen mit 15 Jahre altem Revival 2012 abgefüllt wurden, kann sie nicht 1997 destilliert worden sein. Damit ist der Whisky der 2016er Flasche Revival ca. 21 Jahre alt (je nach tatsächlichem Destillationszeitpunkt)! Um die Reputation zu pushen und lieferfähig zu sein wurden eine Zeit lang nach der Wiedereröffnung eben auch ältere Fässer aus dem Lager genutzt, als es das Label auf der Flasche versprach. Das wurde immer wieder auf der Tonspur, aber nie schriftlich, offiziell bestätigt. Wer nach Glendronach Age und Label googled findet hier auch Tabellen mit dem tatsächlichen Alter.
Heute ist als ein guter Zeitpunkt um einen 21-Jährigen Parliament zu kaufen, der im September 2022 abgefüllt wurde. Der müsste im September 2021 destilliert worden sein, kann er aber nicht, da erst im April 2002 der Betrieb wieder losging. Rechnet man die 6 Jahre darauf, nimmt also den letzten Destillationstag als die Brennerei noch auf hatte, kommt man auf 27 Jahre. Der ab Sommer 2023 abgefüllte kann dagegen auch rein rechnerisch wieder „nur“ echte 21 Jahre alt sein.
2008 wurde die Brennerei an die Benriach Distillery Co. Ltd. verkauft. Ab da stand sie unter der Leitung von Billy Walker einer mittlerweile zur Legende gewordenen Whisky Koryphäe. Zur Benriach Distillery Co. Ltd. gehören die Benriach Distillery und seit 2013 Glenglassaugh Distillery. 2016 wurde die Benriach Distillery Co. Ltd. für 285 Millionen Pfund Sterling (damals 370 Mio €) von dem US-amerikanischen Brown-Forman Konzern gekauft, der seit 1870 Whisky und später auch Wodka, Likör, Tequila, Champagner und Wein vermarktet bzw. herstellt. Bekannteste Produkte sind Finlandia Vodka, Korbel Champagner, Jack Daniel’s, Canadian Mist und eben Glendronach, Benriach und Glenglassaugh. Billy Walker hat sich hingegen die GlenAllachie Destillerie von Chivas (Pernod Ricard) gekauft.
Die Gerste für den Whisky stammt traditionellen von umliegenden Höfen, das Wasser aus dem nahe gelegenen Dronac Burn. Der Gärprozess erfolgt in einer gusseisernen Mash Tun mit Kupferdeckel, das Fermentieren in einer Wash Back aus Douglasienholz.
Die strategische Ausrichtung und ihren Ruf als „Sherrymonster“ baut Glendronach kontinuierlich aus. Dazu zählt ein exzellentes Fassmanagement, ein eigfener Küfer im Betrieb und eine hervorragende Qualität der Single Cask Abfüllungen und der Cask Strength Serie. Die Core Range ist ebenfalls sehr beliebt und regelmäßig sind die 15er, 18er und 21er temporär ausverkauft und erzielen hohe Preise. Aber auch bei anderen Finishs hat sich das Distillery Management einen Namen gemacht: Sauternes Finish, Virgin Oak Finish, Moscatel Finish, Tawny Port Finish, Marsala Finish und Madeira Finish Abfüllungen sind mittlerweile nicht nur bei Genießern, sondern auch bei Sammlern beliebt. Die Preise und Bewertungen und der Ruf bei den Fans sprechen eine deutliche Sprache, obwohl es wegen der neuerlichen Expansion und der Kälte-Filterierung bei den 12er und 15ern der neuen Produktion zu etwas Tumult in der Communinity kam – zurecht wie ich finde.